Dienstag, 15. Juni 2010

Warnung an die linke Szene / Linksautonome Berlin und Hamburg, Antifaschistische Linke Berlin und Hamburg, Katja Kipping, Bodo Ramelow


Liebe Schwestern und Brüder im Widerstand gegen den Faschismus!

Wie ich soeben der BILD entnommen habe, sei unter dem Namen "Prisma" eine 80 Seiten-Broschüre mit terroristischem Know-How als Inhalt im Umlauf:

Mit der Broschüre werde in „bislang unbekannter Akribie und Professionalität zu Straftaten aufgerufen“, sagt der niedersächsische Verfassungsschutz-Chef Hans-Werner Wargel dem Magazin und fügte hinzu: „Das ist eine neue Qualität, die einem kriminalistischen Handbuch zur Ehre gereichen würde.“

Die Meldung dürfte den Tatsachen entsprechen, zumindest grundsätzlich, denn natürlich gehörten die klügsten Köpfe in allen Zeiten stets zur revolutionären Front, von Sokrates bis Einstein. Ebenso, wie sich die besten InternetexpertINNen in einem freien anarchistischen Netzwerk dem Kampf um freie Information und Kommunikation verschrieben haben, ebenso haben sich geniale NaturwissenschaftlerINNen mit der Entwicklung von Strategien, Taktiken und Operationen gewaltsamen Widerstandes befasst.

Dem Vorgehen dieser hochprofessionell vorgehenden Leute kann der Staat nichts wirksames entgegensetzen, dem ist er praktisch hilflos ausgeliefert.

So ist anzunehmen, dass er blinde Vergeltungsschläge gegen die linke Szene richten wird, prinzipiell das tun wird, was SS-Truppen in besetzten Ländern taten, in denen es Probleme mit Partisanen gab: Da man die Täter selbst zumeist nicht treffen konnte, verübte man Rache an solchen, die zu der sozialen Gruppe gehörten, der auch die Täter vermutlich zuzurechnen waren.

In einem anderen Artikel schrieb ich neulich:

Man sehe sich folgendes einmal an, um ein Haar wären junge Leute falsch wegen Mordversuches an Polizisten verurteilt worden, obwohl der Polizei ganz klar gewesen war, dass sie nichts Belastendes in den Händen hatte:

http://www.yunus-rigo-prozess.de/

und:

Von der Polizei im Zusammenhang mit der "Splitterbombe" verhaftete Verdächtige mussten wieder frei gelassen werden - man hatte also gar nichts in der Hand. "Zufällig" fand man bei ihnen aber (angeblich?) pyrotechnisches Material - und selbst in Verbindung damit war dem Haftrichter die Sache zu dünn.... Obwohl es ja zumindest um versuchten Totschlag an Polizeibeamten ging, Herbeiführung einer gemeingefährlichen Explosion, ja, wir lesen nun: Um versuchten Mord!

Entsprechend solltet Ihr Euch dieser Gefahr bewusst sein, und sie so gering wie möglich halten: Wenn schon auf Demos, dann in Gruppen von mindestens sechs Leuten, die sich permanent gegenseitig im Auge haben und daher auch als Zeugen auftreten können. Jeder Gewalt und jeder Konfrontation mit Polizei aus dem Wege gehen, denn wen die Polizei wegen irgendetwas dran kriegen kann, dem wird sie die Hammelbeine wirklich lang ziehen. Aber es gibt auch einen triftigen anderen Grund: Wir, der Widerstand, brauchen die öffentliche Meinung auf unserer Seite. Sinnlose Gewalt bringt die öffentliche Meinung gegen uns auf, tatsächlich sind es Leute wie Körting, denen sinnlose Gewalt von links ins Konzept passt.

Und natürlich macht es keinen Sinn, auf Großdemos Polizisten anzugreifen - absolut gar keinen. Oder was sollte im "günstigsten" Fall dabei herauskommen? Ein querschnittsgelähmter Polizist, der im Rollstuhl sitzend von BILD-Fotografen fotografiert wird, umrahmt von seinen traurig schauenden Kindern und einer traurig schauenden Frau? Einer, der ganz und gar nicht mehr so aussieht wie der Robotcop, sondern nur noch wie ein zutiefst bedauernswerter Mensch? Ihr könnt Euch an allen fünf Fingern ausrechnen, dass das eine Katastrophe für den politischen Kampf wäre!

Wir brauchen friedliche Demonstranten, die keinen Anlass für polizeiliche Wut geben, schon gar nicht für Gefängnisstrafen, und wir brauchen, wenn Polizisten dennoch grob werden, Videos von willkürlich grob werdenden Polizisten. Die beste Waffe auf einer Demo ist also die Videokamera. Mit dem Konzept für Demos können wir sehr viel erreichen, mehr als mit irgendeinem anderen.

Sofern Aktionen des Terrors nötig werden sollten, so werden die Spezialisten dafür ihn jedenfalls nicht auf Demos verüben. Von Terror, der nicht in allen Punkten wirklich sachverständig durchdacht ist, ist unbedingt abzuraten: Sehr hohes Eigenrisiko, sehr hohes Risiko, auch ungewollte Schäden zu bewirken. Wir brauchen weder Leute im Knast, noch brauchen wir Aktionen, die, ob absichtlich oder versehentlich, über das hinausgehen, was die geistige Elite der Terror-Spezialisten nach Lage für angemessen hält.

Ihr könnt nun alle sagen: "Kratzt mich doch einen Dreck!"

Ich sage Euch eines: Die Top-Spezialisten des Terrors riskieren alles - für Euch, für mich, für uns alle. Sie gehören zu den klügsten Menschen der Welt, doch sie stellen sich und ihre Klugheit in den Dienst der menschlichen Gemeinschaft, sie gehören uns sozusagen. Aber dafür müssen wir auch ihnen gehören, das heißt, wir dürfen ihren Einsatz nicht mit Füßen treten, sondern müssen achten, was sie im Sinne aller aus guten Gründen wollen.

Wer auf Demos Stunk macht, wer meint, sich als Linker mit Nazis fetzen zu müssen, der tritt die Mühen der Fähigsten unter uns mit Füßen. Das ist die Wahrheit.

Es ist sogar denkbar, dass es zu einer Vereinigung vernünftiger Leute vom rechten Flügel mit uns kommen wird: Link

Die Rassisten usw. in den Reihen des rechten Flügels sind in vielen Fällen Verfassungsschutzagenten, und jedenfalls ist es Aufgabe der Polizei, sich mit kriminellen Rechten herumzuschlagen - eine Aufgabe, die Ihr der Polizei auch nicht abnehmen solltet!

Herzliche Grüße

im Namen von United Anarchists

Euer

Winfried Sobottka

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